Titelbild ©www.juliaschwedner.com
Vielleicht habt Ihr bereits mitbekommen, dass wir die Summe der Mehrwertsteuersenkung an drei gemeinnützige Organisationen spenden, um gemeinsam mit Euch Projekte zu unterstützen, die sich mit der Erfüllung und Einhaltung von Grundrechten und -bedürfnissen beschäftigen.
Alle drei Organisationen verrichten sehr wichtige, teilweise auch unangenehme und schwierige Arbeit und gerade sie sind in besonderer Härte von der Krise betroffen. Wir finden die Projekte und wofür die Menschen dahinter stehen bewundernswert und sind der Meinung, dass diese noch weitaus mehr verdienen als unseren Respekt. Daher bleiben unsere Preise die kommenden Monate gleich, jedoch spendet Ihr mit jedem Produktkauf automatisch zu gleichen Teilen an die drei tollen NGO’s Viva con Agua St. Pauli e.V., Kein Bock auf Nazis und GoBanyo.
GoBanyo ist gleichzeitig der Name der Organisation, wie auch der des dazugehörigen Busses, in dem sich Gäste kostenlos duschen und pflegen können. Die Organisation setzt sich dafür ein, dass wohnungslose Menschen einen Zugang zur Körperpflege haben, die für viele von uns als selbstverständlich angesehen und dennoch häufig als Grundbedürfnis übersehen wird.
Was die Menschen antreibt und wie die Arbeit vor Ort gerade aussieht hat uns neugierig gemacht. Deshalb haben wir kurzerhand Stift, Zettel und Maske eingepackt und GoBanyo besucht, um mit der Projektleiterin Stella zu sprechen.
Wir treffen uns an einem verregneten Morgen zum ersten Mal mit Stella am GoBanyo Duschbus, der gerade vor dem Millerntorstadion in Hamburg steht.
1. Guten Morgen Stella. Wie trinkst Du Dein Leitungswasser am liebsten?
Guten Morgen! Kalt und direkt aus der Leitung.
2. Was macht GoBanyo und wie kamt Ihr dazu?
GoBanyo bietet Menschen auf der Straße die Möglichkeit, sich zu duschen. Mit unserem umfunktionierten Duschbus fahren wir direkt an Hotspots in Hamburg, oder stehen, wie jetzt corona-bedingt, am Millerntor Stadion.
Unsere Organisation wurde von dem Hamburger Dominik Bloh nach einem amerikanischen Vorbild gegründet. Er ist selbst wohnungslos gewesen und schreibt auf seinem Blog und in seinem Buch über diese Lebenserfahrungen. Zu unserem Vorhaben haben wir von der Hamburger Hochbahn einen Bus geschenkt bekommen und ihn umgebaut, sodass drei Duschen hineinpassen.
Seit letztem Dezember sind wir nun unterwegs und bieten die Versorgung mit Duschen, frischer Kleidung und Kaffee an. Mittlerweile sind wir fünf Festangestellte und 50-60 regelmäßige Ehrenamtliche. Ich leite den Betrieb und bin Ansprechpartnerin für die Ehrenamtlichen.
Der zum Duschbus umgebaute HVV-Bus.
3. Was sind Eure Ziele und wie motiviert Ihr Euch?
Unser Hauptziel ist es, Menschen die Möglichkeit zu geben, sich sauber zu fühlen. Körperpflege trägt zum physischen sowie zum psychischen Wohlbefinden bei. Natürlich macht es etwas mit einer Person, sich nicht duschen zu können. Mich motiviert morgens, meine Stammgäste zu sehen und wie sie das Angebot glücklich annehmen.
4. Wie würdest Du Euch in 3 Worten beschreiben?
Liebevoll, würdevoll und einfach toll!
Stella bei unserem Interview im Lager am Millerntorplatz.
5. Wie finanziert Ihr Euch und wie kann man Eure Arbeit unterstützen?
Unsere Arbeit wird durch Geld- und Sachspenden ermöglicht. Wir haben gerade einen guten Pool an Ehrenamtlichen und arbeiten auch immer gerne neue Kolleg*innen ein.
6. Wie wirkt sich das Social Distancing auf Eure Arbeit aus?
Durch das Schließen von anderen Hilfseinrichtungen bieten wir gerade vermehrt Duschen an. Es ist für wohnungslose Menschen noch schwieriger geworden, einen sicheren Ort zu finden, an dem sie sich in Ruhe pflegen können. Das zeigt sich merkbar bei uns am Duschbus. Unsere Gäste müssen den Mindestabstand einhalten, zum Glück haben wir dafür eine recht große Fläche.
7. Kannst Du einen typischen Arbeitsalltag von Dir beschreiben?
Ich komme morgens hier an und beginne direkt damit, die ersten Gäste zu begrüßen.
Wir haben eine Duschtafel, auf der ich dann die Reihenfolge unserer Gäste notiere, wer sich wann in den Kabinen waschen kann. Wenn die Ehrenamtlichen kommen, räumen wir gemeinsam das Lager aus, das mit Hygieneartikeln wie Aftershave, Toilettenpapier und Handtüchern gefüllt ist. Dann bauen wir das Eingangszelt vor dem Duschbus auf.
Ab 10 Uhr startet der Betrieb mit den Gästen und jede Kabine wird nach der Nutzung gereinigt und desinfiziert. Teilweise kommt da auch unser Shuttle zum Einsatz, mit dem wir Gäste zu uns an den Duschbus bringen. Wenn all unsere Gäste versorgt und glücklich sind, ist unsere letzte Tat des Tages, das Zelt wieder abzubauen.
8. Was bewegt Euch?
Viele unserer Ehrenamtlichen hatten vorher wenig Bezug zu wohnungslosen Menschen. Im Laufe ihrer Arbeit bei uns kommt es häufig vor, dass sie in einen engen Austausch mit unseren Gästen kommen und sich ein starkes Mitgefühl Füreinander entwickelt. Gerade, wenn die Menschen ihre Lebensgeschichten erzählen, ist das für alle sehr bewegend. Das Gefühl, dass wir auch über unsere Arbeit hinaus Menschen berühren und für ein würdevolles Miteinander sensibilisieren, bedeutet uns sehr viel.
9. Was ist Dein persönliches Highlight auf der Arbeit?
Jeder Tag ist für mich ein Erfolg, weil jeden Tag irgendetwas Wunderschönes passiert. Immer wieder bekommen wir mit, wie unsere Gäste es geschafft haben, eine Arbeit, eine feste Bleibe, oder auch ihre Dokumente zu erhalten.
Viele kleine Erfolge machen das ganze Projekt zu einem Erfolg.
Wir danken Dir für das tolle Gespräch!
Den Duschbus findet ihr Mo., Do., Sa., So. am Millerntorplatz und freitags am Steintorplatz. Hier erfahrt ihr mehr über GoBanyo.
Danke an Stella, GoBanyo und an Dich. 3% von Dir – 100% Zusammenhalt!
Dieser Artikel wurde von Jessica verfasst.